Tag 49: Brief an Veronika und Sonjas Gedanken

Meine liebe Veronika,

vor sieben Wochen hast du losgelassen. Du hattest die Schnauze voll, du wolltest nicht mehr hilflos sein, du hattest die Verbände, Pflaster, Schmerzmittel, Tabletten und die Fremdbestimmtheit satt. Du hast alle rausgeschickt und hast dann deinen Frieden mit dem Leben im Diesseits geschlossen. Viel zu früh, mit 51 Jahren. Vor 49 Tagen ziemluch genau, 49 = 7 x 7. Ist das jetzt eine magische Zahl? Deine Tochter hatte und hat ja immer einen Hang zum Magischen und ich finde ihre Fantasie großartig, weil sie mit dir in den Dialog tritt - ich denke, es tut ihr einfach gut. 

Letzten Mittwoch begleitete sie mich wieder einmal am Abend zum Einkaufen - sie wartete vor dem Laden mit unserer Hundedame, ich besorgte, was wir brauchten und mir wieder mal zu spät eingefallen war - das hätte es bei dir nicht gegeben. Danach erzählte Sonja:

"Als ich an den Tag dachte, an dem ich meiner Mama in einer Wolke begegnet war, dachte ich erst daran, wie gerne ich es nochmal erleben würde. (Anm.: Sonja bezog sich auf ihr letztes Erlebnis mit der Wolke von Tag 30. Es kann hier nachglesesen werden. ) Als ich aber merkte, dass ich versuchte, diesen Moment nochmal zu erleben, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich daran dachte, ich würde meine Mutter vielleicht kränken. Dasnn wollte ich mich, so wie beim letzten Mal - zu Isa herunterknien. Dabei habe ich mich gefragt, ob meine Mama mich wohl auch vermisst. Nachdem ich mir diese Frage öfters gestellt habe, habe ich gesagt: "Bitte Mama." Kurz daraufhin hat es plötzlich geregnet und der Himmel hellte sich dabei etwas auf. Dann habe ich mich gefragt, was das wohl zu bedeuten hat. Die Antwort fiel mir gleich ein: Es war meine Mama, die um mich geweint hat, weil sie mich auch vermisst. Die Regentropfen waren ihre Tränen gewesen. Der Himmel, der sich aufgehellt hatte, und die Sonne, die langsam hinter den Wolken hervorkam, war ein Lächeln meiner Mama. Sie hatte Tränen, aber sie hatte danach ein Lächeln für mich. "

Du siehst, unsere Tochter hat ihren Hang zur Magie nicht verloren. Ich finde das schön, und du?


In tiefer Liebe 


Benni, Sonja und Isa

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Am meisten gelesen

Tag null: Drei Anrufe

Tag 6: Brief an Veronika

Tag 1: Viele Anrufe und die Tränen meines Kindes