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Tag 174: Rauswurf

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Liebes (?) Jahr 2023, du kannst jetzt gehen. Du warst der Super-GAU für Sonja und mich. Ich habe meine Frau verloren, und, was viel schlimmer ist: Sonja hat als Kind ihre Mama verloren. Dass der Tod zum Leben gehört, ist klar und wird gerne verdrängt. Aber toll finden müssen wir das jetzt nicht, oder? Du kamst unschuldig daher, nachdem dein Vorgängerjahr geprägt war von der bis in sein Frühjahr andauernden Covid-19-Pandemie, dem Angriffskrieg auf die Ukraine, Wetterkapriolen und einer sich über alles legenden Unsicherheit. Ab dem 4.1 hat du uns gezeigt, dass du es nicht gut mit uns meinst: Veronikas Kontroll-CT ergab vermehrte Tumoraktivität. Dann gab es zu Veronikas Krankheit eigentlich nur noch schlechte, nein, immer schlechtere Nachrichten. Ich bin ja nicht besonders astrologieaffin, aber ich habe gelesen, du warst ein Mars-Jahr. Mars steht ja trivial immer für Krieg, davon gibt es zur Zeit ja mehr als genug in der Welt - obwohl: Gab es mal ein Jahr ohne? Versuchen wir, etwas unter

Tag 171: Ein halbes Jahr alleinerziehend

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Heute vor einem halben Jahr verließ Veronika unser Haus, um sich in stationäre Behandlung zu begeben. Es war nicht ausgesprochen worden, dass sie nie mehr zurückkommen würde. Aber ich hatte es im Gefühl. Nachdem sie ziemlich hektisch das Haus verlassen hatte, saß ich erstmal eine halbe Stunde - frisch gebacken alleinerziehend - wie belämmert an unserem unabgeräumten Küchentisch.  Während ich das schreibe, sitze ich an einem abgeräumten Tisch in einer Jugendherberge im Harz, wo ich mit Sonja und Isa die Zeit bis Neujahr verbringe. Belämmert bin ich nicht direkt, aber etwas ermattet aufgrund der Redseligkeit meiner lieben und dabei stets witzigen Tochter. Die Landschaft hier vor der Tür ist schön, sehr waldreich und eigentlich würde ich beim Spazierengehen nur das Rauschen der Bäche und des Windes in den Wipfeln hören: Aber ich habe meine liebe Tochter bei mir, deren Mitteilungsbedürfnis eher überdurchschnittlich ist.  Um mich selbst in dieser Situation zu unterstützen, mache ich das, wa

Tag 168: Unser Kennenlerntag: 25.12.1996

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Heute vor genau 27 Jahren haben Veronika und ich uns kennengelernt. Es war ein winterlicher Tag. Ich entkam durch meinen Studentenjob als Kartenabreißer in einem Münchner Kino dem allgemeinen Weihnachtstrubel. Sie jobbte ebenfalls (als Filmvorführerin) und so verbrachten wir den ganzen Tag zusammen. Wir kamen sehr schnell auf Themen wie Literatur und Musik. Es schien auch gerade niemanden in ihrem Leben zu geben. Es war so dieses Gefühl, dass man endlos weiterreden könnte und der Gesprächsstoff nie ausgehen würde. Ich kann heute sagen, dass wir uns sofort sehr sympathisch waren und dass diese Sympathie auch eine zwischen Mann und Frau war - also nicht rein freundschaftlicher Art. Ich fühlte mich geschmeichelt, dass diese vier Jahre ältere Frau offensichtlich Gefallen an mir fand.  Paradoxerweise kamen an diesem Tag auch Veronikas Eltern als Besucher ins Kino. So durfte ich auch gleich meine zukünftigen Schwiegereltern kennenlernen. Es gibt ja diverse Witze zum Thema Schwiegereltern: So

Tag 165: Thomasnacht

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Dieser Beitrag wurde genau am 22.12.2023 um 4:27 veröffentlicht. Mitten in der Nacht. Es ist der Zeitpunkt der diesjährigen Wintersonnenwende. Die Tage werden ab jetzt wieder länger. Erst unmerklich, ab Februar dann immer deutlicher und schneller. Der genaue astronomische Zeitpunkt des tiefsten Sonnenstandes schwankt von Jahr zu Jahr, dieses Jahr fällt er erst auf den 22.12. Oft aber liegt er in den Morgenstunden des 21.12. Die Nacht vom 20.12 auf den 21.12 wird oft auch als Thomasnacht bezeichnet. Sie gilt als längste Nacht des Jahres. Ich erinnere mich jedes Jahr an den 21.12, den Tag danach. Am 21.12.1993 starb - im Alter von nur 74 Jahren - meine Oma mütterlicherseits. Ich habe bis in die Pubertät hinein viel Zeit bei ihr verbracht und hing sehr an ihr. Ich fühlte mich bei ihr so wohl und entspannt wie an keinem anderen Ort. Sie war trotz ihres Alters auf ihre Art sehr junggeblieben und im Umgang mit mir absolut tiefenentspannt. Mit ihrem Tod endete für mich - im Alter von 17 Jahre

Tag 163: Jahre(s)rückblick

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Ich hatte vor Kurzem ein Gespräch, ob ich mein Leben mit jemandem tauschen möchte. Nun, ich gebe mal kurz und knackig einen Rückblick auf meine bzw. unsere letzten Jahre, beginnend mit 2010. 2010: Nach einer beinahe gescheiterten Selbständigkeit kommen Veronika und ich beruflich ganz langsam wieder auf die Füße. Wir verbringen einen tollen Sommerurlaub in Jordanien. 2011: Ich bekomme von einem Menschen, den ich heute zu meinen guten Freunden zähle, einen entscheidenden Impuls für meine berufliche Laufbahn. Wir erteilen den ersten medizinischen Deutschkurs für eine Gruppe Ärzte aus Rumänien am Klinikum Eschwege. 2012: Im Frühjahr sieht es kurzzeitig so aus, als würden wir Eltern. Im Herbst sieht es schon wieder so aus. Hoffentlich hält die Schwangerschaft diesmal.  2013: Im Frühsommer werden wir tatsächlich Eltern. Der Name Sonja kommt uns kurz vor dem Kaiserschnitt in den Sinn. Wir beide genießen unsere neue Rolle sehr. Bild: Jost Bürgi 2014: Unsere Tochter wächst und gedeiht sehr s

Tag 160: Vorfreude in schweren Zeiten

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Heute möchte ich, der ich in letzter Zeit etwas schreibfaul bin, mal meine Tochter zu Wort kommen lassen: Die Vorfreude auf Weihnachten ist groß, denn es sind nur noch sieben Tage bis Christi Geburt.  Aber zugleich muss man auch mal darüber nach denken dass der Dezember dieses Jahr echt schnell vorbei ging. Aber für mich ist erst das Jahr echt in Sekundenschnelle vergangen, seid meine Mutter tot ist. Vielleicht ist das der Grund. Weihnachten wird für mich schwer werden... ohne Mutter. Vielleicht ist es gut wenn man dieses Jahr seid meine Mutter tot ist, einfach recht schnell rumkriegt. Es ist also gut, dass in 14Tagen schon Silvester ist. Sie spricht mir aus der Seele. Alles ist neu, unbekannt und irgendwie ungewollt in dieser Adventszeit 2023. Dennoch will das Leben mit seinen Unwägbarkeiten und Gemeinheiten irgendwie gelebt werden und so sind Sonja und ich in bester Familientradition Stammgäste auf dem Göttinger Weihnachtsmarkt. Ich finde es ganz nett, zur Zeit bin ich froh um alles

Tag 145: Rituale

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Rituale - so erklärt es das Lexikon - können weltlicher oder religiöser Art sein, sie verlaufen nach vorgegebenen Regeln und sind Teil des menschlichen und gesellschaftlichen Miteinanders: Sie geben Halt und Orientierung und ich halte sie gerade in der heutigen optimierten Highspeed-Welt für eine wichtige mentale Stütze. Trauerfeiern, Totenmessen, Beerdigungen und Urnenbeisetzungen gehören ebenso dazu wie das Essengehen danach. (Manche sagen dazu Leichenschmaus, ich finde das Wort etwas gruselig, weil es mich immer an Kannibalismus denken lässt.) Aber nicht nur im Zusammenhang mit dem Lebensende begleiten uns Rituale.  Der Dezember ist ungewöhnlich schneereich über das Land hergefallen und mit ihm der Showdown dieses Jahres 2023: In wenigen Wochen sind die dunkelsten und kürzesten Tage des Jahres, wir feiern die glühweingetränkte nachträglich christianisierte Wintersonnwende, ehe 2023 unter lautem Feuerwerkdonner auf das Abstellgleis namens Vergangenheit geschoben wird. Neues Jahr, neu

Tag 139: Liebe, die zweite

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Wenn man, wie ich, zum Beginn seines Witwen-/Witwerdaseins statistisch gesehen noch vier Jahrzehnte vor sich hat, stellt man/frau sich zwangsläufig auch mal ganz nüchtern die Frage, wie - und vor allem mit wem - diese nicht ganz unwesentliche Lebenszeit gefüllt werden soll. Ich habe ja viele Gespräche mit anderen Mitverwitweten geführt und ein Kaleidoskop an Ansichten zu hören bekommen: Ältere Semester, besonders weiblichen Geschlechts, berichteten, sie hätten sich gerne zu ihrem verstorbenen Mann gelegt. Für jüngere, zu denen ich mich trotz meiner 47 Jahre zähle, stellt sich irgendwann mal die Frage: Will ich's nochmal wagen, und wenn ja, mit wem?  Viele Fernseh- und Textbeiträge befassen sich indes mit der Frage: Kann man/frau zweimal bzw. zwei Menschen lieben? Gibt es ein Leben mit zwei Lieben? ( https://www.psychologie-heute.de/beziehung/artikel-detailansicht/39532-ein-leben-mit-zwei-lieben.html ) Da die verstorbene Person ja - wie auch immer - aus dem Leben gerissen wurde, hat

Tag 137: Zeit

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137 Tage sind Sonja und ich nun schon in dem, was man unser neues Leben in der Konstellation drei minus eins nennen könnte. Draußen ist es nasskalt, grau, an manchen Tagen wird es gar nicht hell und sowieso um halb fünf am Nachmittag dunkel. Vor uns liegen in unregelmäßiger loser Folge die Adventszeit, Weihnachten, Silvester, Veronikas Geburtstag, mein Geburtstag, Ostern, dann mit zeitlichem Abstand Sonjas Geburtstag, ehe sich Veronikas Todestag zum ersten Mal jähren wird. 137 Tage sind ungefähr viereinhalb Monate. Keine lange Zeit - genau genommen. Und doch - die Erde hat sich auf Ihrer Bahn um die Sonne 352 Millionen  Kilometer weit bewegt - auch in Sonjas und meinem Leben ist kein Stillstand zu bemerken. Wenn diese 137 Tage von heute an in die Zukunft rechne, ist der 9. April 2024. Ostern wird dann schon eine Woche hinter uns liegen. Wir werden dann einen Großteil der oben genannten Feiertage und Anlässe hinter uns gebracht haben. Viele Mitwitwen und Mitwitwer berichten, es sei beso

Tag 128: 210mm x 297mm

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Wenn man sich so durch den Alltag arbeitet und lebt, merkt man, wie rechteckig viele entscheidende Dinge im Leben sind. In unserer bürokratisierten Welt haben viele wichtige Dinge das Format DIN A4: Bescheide, Belege, Befunde, Beglaubigungen, alles papierene Dinge, die heute beinahe so überlebenswichtig scheinen wie Essen, Trinken, Luft und Liebe.  Irgendwann landen diese Papiere dann in Aktenordnern und diese Aktenordner landen in Regalen. Wer das Glück hat, über einen großen Keller zu verfügen, kann diese Ordner dort aufbewahren. Denn einfach wegwerfen ist auch keine gute Idee und zum Teil vom Gesetz auch nicht so gewollt.   Seit einiger Zeit steht im Kellerraum - zwischen Kontoauszügen, Briefen von Versicherungen und den Unterlagen, die bei Freiberuflern wie mir noch dazu kommen auch der Ordner mit der Aufschrift FCK CNCR. In der Krebscommunity ist es bekannt als Kürzel für "Fuck Cancer". Veronika war ein sehr ordentlicher Mensch und hat alle Arztbriefe und Berichte dort a

Tag 122: Ein Stein in der Brandung

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  Der Grabstein ist gesetzt. Damit hat die Erinnerung an Veronika einen Ort, an dem ihre wichtigsten Lebensdaten sichtbar sind. Für alle und für lange Zeit. Ich bin froh, in diesen Zeiten einen ruhigen Ort der Erinnerung zu haben, einen zugänglichen Ort, an den - wer auch immer sich gerne an sie erinnert - gehen kann. Ich habe das Gefühl, die Zeit von Veronikas Tod bis zu den Hersbtferien ist rasend schnell vergangen. Und heute - in der Rückschau - kommt mir der letzte Sommer so weit weg vor.  Sonja legt in ihrer Entwicklung ein rasendes Tempo hin und ist auf dem Weg zum Teenager zu werden. Wer sie heute sieht und erlebt, wird feststellen, dass die Sonja von jetzt nur noch wenig mit der Sonja aus dem letzten Sommer gemein hat. Sie kommt mir gerade vor, als ginge sie mit Riesenschritten in ihr eigenes selbstbestimmtes Leben. Sie verbringt viel Zeit in ihrem Zimmer, beschäftigt sich mit Handarbeiten oder Zeichnen und möchte von mir im Wesentlichen nicht gestört werden.  Ich kann mich die

Tag 115: Hilfe - und ein Aufruf

Wer in so einer Situation wie Sonja und ich ist, holt sich vernünftigerweise Hilfe oder sucht zumindest den Austausch mit Leidensgenossen. In jedem Ort gibt es für solche Zwecke Trauergruppen. Man muss sich das im Wesentlichen als moderierte Gesprächskreise vorstellen. Es kann dabei durchaus auch heiter zugehen. Der Nutzen für Trauernde besteht im Wesentlichen darin, dass es sich um geschützte Räume handelt, in denen alles, aber auch wirklich alles an- und ausgesprochen werden darf. Die Palette reicht von hochemotionalen Themen bis hin zu lebenspraktischen Fragestellungen wie zum Beispiel dem Papierkrieg mit der Rentenversicherung. Es können sich in solchen Gruppen auch Freundschaften ergeben - ich habe auch schon von Paaren gelesen, die sich auf solchem Weg kennen lernen durften.  Sehr oft - und das liegt in der Natur der Thematik - sind in den Gruppen überwiegend deutlich ältere Semester vertreten als ich. Ich habe zweimal eine Trauergruppe aufgesucht, in der ich durch meine pure Anw

Tag 111: Wo bist du?

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Veronika, wo bist du? Neulich habe ich Sonja im Halbschlaf gefragt: Ist Mama noch unten? Ich wurde sofort wach. Natürlich warst du nicht unten. Ich wüsste so gerne, wo du bist. Wie ist der Ort, von dem alle reden, den sie Jenseits, Himmel, Paradies nennen? Streiten sich die Menschenseelen dort auch wegen irgendwelcher Nichtigkeiten? Gibt es Neid, Missgunst, Krankheit, Ungerechtigkeit? Oder bist du uns ganz nah? Bist du in dem Sonnenstrahl, der sich durch die herbstlichen Regenwolken kämpft? Bist du die eine Blume, die noch im Garten blüht und dem Herbstwetter standhält? Bist du vielleicht der eine Vogel, der in unserem Garten sitzt und aufmerksam zu uns hineinsieht? Bist du in dem Windstoß, der mir neckisch den Hut vom Kopf weht? Sonja wollte im Urlaub auf die hohen Berge, um dir nah zu sein. Vielleicht warst du in dem strahlenden Sonnenlicht, das uns auf dem Gletscher geblendet hat.  Oder bist du tatsächlich in einem der Abermilliarden Sterne, die man am klaren Himmel erkennen kann? I

Tag 105: Münchner Orte

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Heute habe ich in München meine Erinnerungsorte besucht. Meine Mutter verbrachte den Nachmittag mit Sonja und Isa und ich begab mich - wohlüberlegt, auf eine sentimentale Tour durch meine Geburts- und ehemalige Heimatstadt. Wer mich kennt oder Veronika kannte oder sogar uns beide, weiß, dass wir bis September 2002 unsere Lebensmittelpunkte in München hatten. Wir studierten an der Ludwig-Maximilians-Universität , ich damals mit dem Ziel Magister, Veronika mit dem Ziel Promotion. Nebenbei jobbten wir in diversen Kinos - Veronika war ein großer Filmfreak.  Meine heutige Tour dauerte etwa drei Stunden. Es war emotional nicht einfach für mich. Dennoch - ich bin meinem Herzen und meinem Wunsch gefolgt und bin in die Zeit meiner ersten großen Liebe zurückgereist. Im Nachhinein sehe ich das, was ich heute hinter mich gebracht habe - als einen großen Schritt auf meinem Weg in mein neues Leben, in dem Veronika nicht mehr als physische Person bei mir ist, sondern als zu liebevoller Erinnerung ger

Tag 104: Veronikas Elternhaus

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Gestern habe ich mit Sonja ihren noch lebenden Opa besucht: Veronikas Vater. Mir ist wichtig, dass in einer Familie Kontakt zwischen Generationen besteht und solche Beziehungen gepflegt werden, weil beide Generationen vom Austausch untereinander profitieren können. Für mich hieß das ein Besuch in Veronikas Elternhaus in Brannenburg am Inn, ca. eine Stunde Bahnfahrt von München entfernt. Emotional hat mich das gestern ziemlich mitgenommen - oder soll ich sagen: zurückgeworfen? Ich habe mich mit einer ordentlichen Portion Schwermut an den ersten Besuch dort erinnert: Es war im Mai 1997, wir waren zwei frischverliebte Turteltäubchen, zwischen die zu keiner Zeit ein Blatt passte. Es war gleichzeitig mein "Antrittsbesuch" bei Veronikas Eltern gewesen. Wir waren noch Studenten, hatten keine ernsten finanziellen Probleme, keine Verantwortung für Haus, Hund und Kind. Aber wir hatten uns, und das genügte uns vollauf.  Wir hatten begonnen, erste Pläne zu schmieden: Unsere erste gemeins

Tag 100: Monte Isola

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Heute ist Veronika genau 100 Tage von uns gegangen. Hier steht erstmalig eine dreistellige Zahl. Wenn hier eine vierstellige Zahl stehen wird, wird der Ostersonntag im Jahr 2026 sein. Ich wusste nicht, wie dieser Tag für mich sein sollte. Ich hatte keinesfalls geplant, dass wir genau heute diesen Ort besuchen würden, es hat sich viel mehr aus unserer Reiseplanung zufällig ergeben. Monte Isola ist eine Insel im Iseosee, die so groß ist, dass auf ihr mehrere kleine Dörfer liegen, zudem ist sie das ganze Jahr bewohnt.  Ich hatte mich auf unserem Urlaub 2017 in diese Ecke Norditaliens verliebt und wollte gerne nochmal hierher. Diesen Wunsch habe ich mir jetzt erfüllt. Mit Veronika hätte ich diese Reise so nicht unternommen: Sie hätte viel lieber etwas Neues, bisher Unbekanntes sehen wollen. Die Frage ist paradox: Darf ich etwas genießen, was ich (höchstwahrscheinlich) nur machen kann, weil Veronika nicht mehr am Leben ist? Ich kann und will mir diese Frage nicht beantworten, muss es aber

Tag 99: Ospizio Bernina - Sale Marasino

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Unsere heutige Route bei Google Maps (Nicht ganz akkurat, weil Google Maps hier nur die Straßenverbindung kennt.) Heute verlassen wir die Schweiz, das Hochgebirge und die Berninabahn. Zunächst geht es noch den eindrucksvollsten Teil der Berninastrecke hinunter ins italienische Tirano. Der Zug arbeitet sich hier in mehreren Kehren von der Passhöhe hinunter ins Valposchiavo , zu Deutsch Puschlav . Wir haben Gott sei Dank traumhaftes Wetter. Weniger traumhaft ist das Pensionärsehepaar, das erst die Nase rümpft, als Sonja und ich uns in die 1. Klasse setzen, wofür wir auch Fahrkarten haben, und uns dann als Scheißdeutsche bezeichnet. Wenigstens lernt Sonja so, dass es überall auf der Welt A...löcher gibt, auch in ihrer geliebten Schweiz.  Von Tirano geht es mit dem Bus über Aprica nach Edolo im Valcamonica . Und von dort weiter nach Süden bis Sale Marasino am Iseosee . Je weiter man sich von den Schweizer Bergen entfernt, umso lieblicher wird die Landschaft. Isa ist ein super Reisehu

Tag 98: Bernina Diavolezza

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Diavolezza ist Italienisch für kleine Teufelin.  Damit ist ein 2978m hoher Berggipfel im Schweizer Kanton Graubünden gemeint, nicht weit von St. Moritz entfernt. Sonja hatte schon angemerkt, der Name würde auch zu ihr passen. Also sind wir heute mit der Seilbahn raufgefahren - wir wollen ja immer hoch hinaus. Es dürfte Sonjas bisher höchster Gipfel im Leben sein. Sie freute sich, dem Himmel nahezukommen, weil sie dann ja bei Mama in der Nähe sein könnte. Das lasse ich mal - tief gerührt - so stehen und lasse die Bilder sprechen.  Der Bahnhof Ospizio Bernina (Bernina Hospiz), Blick in Richtung Norden, 2253 Meter über dem Meer Bahnhof Ospizio Bernina, Detailaufnahme des Läutewerks Bergstation der Seilbahn Bernina Diavolezza - weit oberhalb der Baumgrenze in 2903m Höhe Blick auf den Lej da Diavolezza (Diavolezzasee) - wer möchte da nicht ein kühlendes Bad nehmen? Blick auf den Diavolezzagletscher (1) Blick auf den Diavolezzagletscher (2) Impression vom nachmittäglichen Hundespaziergang

Tag 97: Basel - Ospizio Bernina

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Unsere heutige Route Heute sind wir einigermaßen früh aufgestanden, ich habe unsere Hundedame ausgeführt und wir sind nach dem Frühstück mit der Trambahn zum Bahnhof Basel SBB gefahren. Um kurz nach halb zehn saßen wir im InterCity Richtung Chur. Bei wolkenverhangenem Himmel ging es zunächst am Südufer des Zürichsees, dann am Walensee und schließlich am Rhein entlang nach Chur.  In Chur lebten früher meine Stiefgroßeltern Paul und Heidi, ich habe sie gerne besucht. Das letzte Mal war ich dort im Frühjahr 1998. Ich war im dritten Semester und Veronika und ich hatten gerade unser Einjähriges gehabt. Heute sind wir im Rahmen der obligatorischen Hunderunde zu dem Haus in der Lürlibadstraße gegangen, wo sie wohnten und ich mich immer ganz wohl fühlte. Ich wollte Sonja zeigen, dass sie ja über Ecken eine Verbindung in die Schweiz hat. Ich kam sogar mit einer Nachbarin ins Gespräch, die sich noch an Heidi erinnerte. Von Chur ging es weiter mit dem Bernina-Express bis zum Berninapass im Kan