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Es werden Posts vom Februar, 2024 angezeigt.

Tag 234: Bäckereien

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Paare entwickeln im Lauf ihres Zusammenlebens Gewohnheiten, manchmal sogar Eigenheiten. Je länger, desto mehr, weil man sich ja irgendwie immer besser aufeinander einstellt, aneinander gewöhnt und an die Eigenheiten des/der anderen gewöhnt. Veronika und ich bildeten da keine Ausnahme. Manche unserer "Spielchen" und Sprüche waren für dritte wahrscheinlich irgendwo zwischen unverständlich und anstrengend. Wir selbst haben sie natürlich geliebt. Und mir gelingt es heute noch, über manche davon zu lachen, auch wenn ich das eben nun alleine machen muss. Eine andere - für dritte weniger nervige - Vorliebe habe ich beibehalten: Veronika und ich liebten Bäckerei-Cafés. In jeder Stadt existieren Bäckereiketten, die in ihren Outlets Selbstbedienungs-Cafés betreiben. In der Regel werden dort Gebäckwaren und Kaffee verkauft, manchmal ist auch Frühstück im Angebot, Selbstbedienung ist Standard.  Wir haben in den letzten Jahren viel Zeit in diesen Einrichtungen verbracht, oft trafen wir un

Tag 224: Akzeptanz

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Es tut mir oft weh, das zu Sonja sagen zu müssen: "Unsere Situation ist Sch...., aber es ändert nichts daran, wenn wir uns das immer wieder selbst sagen. Wir können es nur akzeptieren und einen Fuß vor den anderen setzen, was wir jeden Tag wieder aufs Neue tun."  Natürlich geht eine zehnjährige anders mit so einer Situation um als ein Endvierziger. Natürlich ist es - meiner Meinung nach - etwas Anderes, viel Schwerwiegenderes, die Mutter in jungen Jahren zu verlieren, als die Ehefrau in mittleren Jahren. Ich hatte von Veronika alles, was ich bekommen konnte, und Sonja sitzt als absolutes "Highlight" gerade wenige Meter von mir entfernt und erledigt verantwortungsvoll und selbständig ihre Hausaufgaben. Ich bewundere meine Tochter dafür, dass sie trotz ihrer schweren Last im Großen und Ganzen ein ausgeglichenes Kind ist und keinerlei Schul- oder sonstige Probleme verursacht. Immer wieder sagt sie mir, sie kann es nicht akzeptieren, keine Mama mehr zu haben, sie kann d

Tag 214: Geburtstagsbrief

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Liebe Veronika, heute wäre (ist?) dein Geburtstag. Der erste, den wir nach mehr als einem Vierteljahrhundert nicht zusammen feiern. Ich erinnere mich noch an den ersten gemeinsamen 9.2, das war vor 26 Jahren. Damals fiel dein (25.) Geburtstag auf einen Sonntag und ich kam nach meinem Dienst im Kino zu dir. Du hattest gerade deine Magisterarbeit abgegeben und warst bei deinen Freunden in Belgien zu Besuch. Ich hatte dir ein Set mit zwei Teetassen aus Keramik geschenkt, weil ich schon wusste, dass du leidenschaftliche Teetrinkerin bist. Durch dich habe ich gelernt, gerne Tee zu trinken. Heute haben einige Leute hier angerufen, anlässlich deines Geburtstags, vor allem aber, um sich nach Sonja und mir zu erkundigen. Weißt du noch? Die letzten beiden großen Geburtstagsparties haben wir 2019 (in der alten Wohnung) und 2020 (im neuen Haus) gefeiert. Dann kam Covid und im Jahr 2022, als der Pandemie-Spuk weitgehend vorbei war, hattest du schon nicht mehr wirklich die Energie für ein großes Fes

Tag 207: Lichtmess und ein Haarschnitt

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Heute ist Lichtmess. Und ich war beim Friseur. Hängt das irgendwie zusammen? Eigentlich nicht, den Termin bekam ich zufällig. Aber ich erlaube mir mal, einen Zusammenhang herzustellen: Mariä Lichtmess ist genau 40 Tage nach Weihnachten und bedeutete traditionell das Ende der Weihnachtszeit. So haben wir heute im Haus auch die letzte Weihnachtsdeko entfernt. Auch weltlich hatte dieses Datum eine Bedeutung: Die Dienstmägde und Knechte bekamen ihren Lohn, wurden entlassen oder weiterbeschäftigt. Die landwirtschaftliche Arbeit verlagerte sich langsam nach draußen.  Auf meinem Kopf war fast 30 Wochen Wildwuchs ein Schnitt fällig. Ich erinnere daran, dass ich mir an Veronikas Todestag eine Glatze scheren lassen hatte. Ich hatte dies getan im Andenken an Veronikas zahlreiche Chemotherapien, deren sichtbarstes Zeichen oftmals ein Haarausfall und eine daraus resultierende "Chemoglatze" ist. Wer sich durch Blogs oder Instagramaccounts von Krebspatienten klickt, entdeckt oft, dass der e