Tag 842: Tag 1
Der heutige Beitrag hat somit den Titel Tag 1: Ich fühle mich gerade zurückgeworfen auf mich selbst und muss mir gerade wieder selbst der wichtigste Mensch sein. Dabei stelle ich fest: Liebeskummer ist fies, richtig fies!
Biochemisch ist Liebeskummer das gleiche wie Trauer nach Tod einer Bezugsperson, nämlich ein Verlusterlebnis: Im Gehirn gerät der Haushalt der drei Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Oxytocin durcheinander. Mögliche Folgen: Schlaflosigkeit, Appetitmangel, Angstzustände, Niedergeschlagenheit, Panikattacken, sogar Herzmuskelschmerzen (Kardiomyopathien) können auftreten. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer lebensbedrohlichen Fehlfunktion des Herzens. Ja, man kann an gebrochenem Herzen sterben. (Das muss aber nicht passieren!) Wo es Gemeinsamkeiten gibt, müssen dann auch Unterscheide sein:
Diese liegen im Umgang mit den beiden Situationen: Nach einem Todesfall wird der verstorbene Mensch oft lebendig gehalten, es werden Gedenkorte geschaffen in Form von Grabstätten, Fotocollagen nicht ausgeräumten Kleiderschränken. Hinterbliebene schwelgen in Erinnerungen, lassen Räume unverändert, reisen an gemeinsam besuchte Orte. Die verstorbene Person bleibt so emotional lebendig, "immer im Herzen". Wer nicht "anständig" trauert, wird von der Gesellschaft oft kritisch beäugt. Soweit die Theorie. In der Praxis ist die Person nicht mehr da, ein Kontakt im real life ist nicht möglich.
Bei Liebeskummer nach Trennung ist die Person noch irgendwo "da" und damit besteht eine - oftmals illusorische Restchance - den Ursprungszustand wiederherstellen zu können und den Hormonhaushalt (s.o.) wieder zu stabilisieren. Somit ist es scheinbar schwerer, loszulassen, die Endgültigkeit zu akzeptieren. Daher wird zur Verarbeitung von Liebeskummer von der Fachwelt ein ganz anderes Vorgehen empfohlen als bei der Trauerbewältigung: Alle Bilder, Gegenstände und Geschenke in die Abstellkammer, zurückgeben oder entsorgen, keine Fotos ansehen, nicht an bestimmte Orte gehen, gegebenfalls die Wohnung umräumen, eventuell sogar umziehen.
Wenn ich heute zurückschaue auf meine Situation vor 842 Tagen, kann ich sagen: Es fühlt sich genauso besch... an. Etwas erträglicher ist es auch diesmal, denn unsere Beziehung ist nicht von jetzt auf gleich implodiert. Die immer wieder gleichen Probleme und unser beider Unvermögen, aus bestimmten Kreisläufen auszubrechen, hatten sich wie ein Tumor in unsere Beziehung gefressen. Gestern haben wir uns gegen weitere Therapieversuche entschieden.

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